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Stadt im Wandel

GRASRUCK




Wir trafen Guido Grasruck, Geschäftsführer der Grasruck Projekt GmbH & Co. KG in Neumarkt, um über Herausforderungen in der Immobilienbranche zu sprechen.



Herr Grasruck, erzählen Sie uns ein wenig über Ihr Unternehmen und dessen Geschichte.


Unser Unternehmen ist seit über 50 Jahren als Bauträger und Projektentwickler tätig, hauptsächlich im Bereich der Wohnimmobilien. Ich leite das Unternehmen mittlerweile in zweiter Generation zusammen mit meiner Schwester. Jährlich übergeben wir etwa 100 bis 120 Wohneinheiten. Dabei betreuen wir unsere Projekte nicht nur bis zur Fertigstellung, sondern übernehmen anschließend auch die Hausverwaltung. Das bedeutet für unsere Kunden, dass sie auch nach dem Einzug weiterhin einen vertrauten Ansprechpartner haben. Zudem verwalten wir auch unsere eigenen Immobilien, was uns erlaubt, die Qualität langfristig

zu sichern.


Wie stellen Sie sicher, dass die vorausschauende Planung während der Bauphase tatsächlich zu langlebigen und nachhaltigen Gebäuden führt?


Wir berücksichtigen schon während des Baus die Erfahrungen aus dem gesamten Lebenszyklus einer Immobilie. Das umfasst sowohl Details, die den späteren Betrieb effizienter gestalten, als auch größere Themen wie Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit. Diese Aspekte fließen in unsere Bauplanung ein, um langfristig funktionale und zukunftsfähige Gebäude zu entwickeln.


Wie sind Sie eigentlich in die Immobilienbranche gekommen?


Ich habe Immobilienwirtschaft studiert und währenddessen ein halbes Jahr bei einem Bauträger in Wien gearbeitet. Dort habe ich die Branche aus nächster Nähe kennengelernt und schnell gemerkt, dass mich die Zusammenarbeit in Projekten und das Vernetzen mit unterschiedlichen Akteuren begeistert. Es ist faszinierend zu sehen, wie sich ein Projekt über mehrere Jahre hinweg entwickelt und schließlich im Stadtbild sichtbar wird.


Hat sich Ihre Vorgehensweise im Laufe der Jahre verändert?


Definitiv. Früher haben wir viel im Einzelvertrieb gearbeitet, also Wohnungen einzeln verkauft. In den letzten Jahren haben wir jedoch den Fokus verlagert und verkaufen nun vermehrt komplette Projekte an Investoren oder Family Offices.




„Unser Team ist großartig. Einige unserer Mitarbeiter sind seit 30 oder sogar 40 Jahren bei uns. Wir legen großen Wert auf eine familiäre Unternehmenskultur und bieten ein stabiles Arbeitsumfeld.“




Was macht die Zusammenarbeit mit Ihren Kunden aus?


Unser oberstes Ziel ist die Qualität. Ein gutes Beispiel ist ein Kunde, der ursprünglich eine Wohnung für seine Tochter gekauft hat. Die hohe Qualität und die mangelfreie Übergabe haben ihm Vertrauen in unsere Arbeit gegeben, und daraus entwickelte sich eine intensivere Zusammenarbeit. Es ist uns wichtig, dass unsere Wohnungen bei der Übergabe wirklich fertig sind und die Kunden nicht mit einer langen Mängelliste dastehen.


Wie motivieren Sie Ihr Team in herausfordernden Zeiten?


Unser Team ist großartig. Einige unserer Mitarbeiter sind seit 30 oder sogar 40 Jahren bei uns. Wir legen großen Wert auf eine familiäre Unternehmenskultur und bieten ein stabiles Arbeitsumfeld. Gemeinsam unternehmen wir regelmäßig Ausflüge oder feiern auf dem Volksfest, um den Zusammenhalt zu stärken.


Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen?


Nachhaltigkeit ist ein fester Bestandteil unserer Projekte. Wir setzen auf eine Kombination aus Photovoltaikanlagen und Dachbegrünung und bieten unseren Bewohnern Mieterstrom-Modelle an, damit sie den vor Ort erzeugten Strom direkt nutzen können. Diese Standards sind inzwischen bei all unseren Projekten etabliert.


Können Sie uns ein Beispiel für eine besondere Projektentwicklung geben?


Ja, ein Projekt, das mir einfällt, ist das in der Heimerichstraße. Es liegt im etablierten Viertel St. Johannis in Nürnberg, direkt an einer U-Bahn-Station. Wir haben dort einen einladenden Innenhof mit einem Spielplatz gestaltet und die Bäume bewusst höher gepflanzt, um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Ein weiteres spannendes Projekt war in der Nürnberger Altstadt, nahe der Stadtmauer. Dort war ein Grundstück im Ensemble unter Denkmalschutz, und es war unklar, was gebaut werden durfte. Nach langen Gesprächen und einem Architektenwettbewerb entschieden wir uns letztlich für einen Neubau, was eine Herausforderung war, aber sich gelohnt hat – wir konnten 101 statt der ursprünglich geplanten 60 Apartments für Studenten realisieren. Zudem war es eine echte Seltenheit, innerhalb der Stadtmauer die Chance auf einen kompletten Neubau zu bekommen. Auch Gebäude aus den 50er- oder 60er-Jahren gelten inzwischen häufig als erhaltenswert. Wenn wir die Möglichkeit bekommen, neue Bauten zu realisieren, ist das immer eine besondere Gelegenheit. Dabei ist es natürlich entscheidend, dass die neue Architektur nicht nur funktional, sondern auch im Einklang mit der Umgebung und der historischen Bedeutung steht.


Ist Projektentwicklung anspruchsvoll?


Ja, absolut. Mit Erfahrung und Fachwissen kann man zwar einige Dinge steuern, aber es gibt immer unvorhersehbare Ereignisse, die ein Projekt durcheinanderbringen können. In den letzten Jahren haben viele Unternehmen gute Zeiten erlebt, aber nur diejenigen, die widerstandsfähig sind, kommen auch durch die schwierigen Phasen. Es ist wirklich ein Balance-Akt.



„In Bayern gibt es schon einige gute Förderprogramme, aber der große Durchbruch fehlt noch. Es sollte wirtschaftlich attraktiver gemacht werden und das geht derzeit nur mit stärkerer staatlicher Unterstützung.“



Sie haben auch über den Druck auf dem Wohnungsmarkt gesprochen. Wie gehen Sie mit dieser Herausforderung um?


Der Druck ist besonders im unteren Preissegment enorm. Die steigenden Mieten verschärfen die Ungleichheit und viele Menschen finden einfach nicht mehr die Wohnungen, die sie benötigen. Hier sind staatliche Unterstützungen derzeit unerlässlich. Bei den aktuellen Baukosten ist es ohne Förderung nahezu unmöglich, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. In Bayern gibt es schon einige gute Förderprogramme, aber der große Durchbruch fehlt noch. Es sollte wirtschaftlich attraktiver gemacht werden und das geht derzeit nur mit stärkerer staatlicher Unterstützung. Maßnahmen, wie der Mietendeckel in Berlin, tragen meiner Meinung nach eher dazu bei, dass weniger gebaut wird, anstatt den Neubau zu fördern. Wir brauchen gezielte Förderungen und zinsgünstige Darlehen, um den Bedarf an Neubauten wirklich zu decken.






Guido Grasruck

Geschäftsführer der Grasruck Projekt GmbH & Co. KG





Wie sehen Sie die Entwicklungen in der Nutzung von Immobilien in Innenstädten?


Unsere Innenstädte stehen vor einem Wandel. Der Einzelhandel alleine hat es zunehmend schwer, deshalb müssen wir Konzepte entwickeln, die eine gemischte Nutzung fördern. Wohnraum könnte verstärkt in die Innenstädte zurückkehren, kombiniert mit Einzelhandel und Gastronomie im Erdgeschoss. Gleichzeitig ist es wichtig, moderne Büros zu schaffen, die aktuellen Anforderungen gerecht werden – sei es in Bezug auf ESG-Kriterien, flexible Flächen oder moderne Bürokonzepte. Auch in Zeiten von vermehrtem Home-Office wollen Unternehmen kleinere, gut ausgestattete Büros in zentralen Lagen nutzen.


Wie steht es um die Elektrifizierung der Stellplätze in Ihren Projekten?


Wir haben bereits begonnen, Stellplätze mit Ladestationen auszustatten. Wir beobachten den Markt genau und sehen, dass die Nachfrage nach Elektroautos steigt, aber es gibt nach wie vor Vorbehalte. Auch überlegen wir, wie wir unsere Tiefgaragen künftig gestalten, denn die Frage ist: Brauchen wir in der Stadt wirklich so viele Autos? Städte sollten so geplant werden, dass sie auch ohne Autos funktionieren können. Das gibt uns mehr Spielraum, um Flächen sinnvoller zu nutzen.


Sie haben selbst zwei Jahre in einem Ihrer Projekte gelebt. Wie war diese Zeit für Sie?


Das war wirklich eine spannende und schöne Zeit! Wir haben zwei Jahre in einer unserer Wohnungen gewohnt – damals noch mit einem Kind und später, als das zweite unterwegs war, wurde es natürlich ein bisschen enger. Trotzdem war es eine wertvolle Erfahrung, denn wir hatten intensiven Kontakt zu den anderen Eigentümern und haben dabei viel Vertrauen aufgebaut. Es war schön zu sehen, dass unsere hohen Qualitätsansprüche auch im Alltag wirklich bestehen.


Herr Grasruck, Sie sprachen über die Herausforderungen bei Grundstücksverhandlungen. Wie gehen Sie dabei vor, wenn ein Grundstück wirklich Ihr Interesse geweckt hat?


Diese Phase ist oft entscheidend. Es gibt oft Grundstücke, die man unbedingt haben möchte, aber die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen müssen immer stimmen. Häufig entscheidet ein einziger Verhandlungstermin über den Erfolg – und manchmal ist dieser eine Moment wichtiger als ein ganzer Monat an Planung und Arbeit danach. Flexibilität ist hier das A und O, denn man muss bereit sein, von den ursprünglichen Plänen abzuweichen, wenn es nötig wird. Natürlich gibt es Situationen, in denen man sich im Nachhinein über bestimmte Entscheidungen ärgert, aber es ist wichtig, die Emotionen außen vor zu lassen. Ein verantwortungsvoller Unternehmer muss wissen, wann er Grenzen setzt und unnötige Risiken vermeidet.


Und wenn ein Projekt sich nicht realisieren lässt. Wie gehen Sie mit Rückschlägen um?


Rückschläge gehören einfach dazu. Es passiert natürlich, dass wir bei Projekten nicht zum Zug kommen, vor allem, wenn die Preisvorstellungen unserer Meinung nach zu hoch sind. In solchen Fällen muss man akzeptieren, dass es einfach nicht das richtige Projekt war. Das Wichtigste ist, bei Entscheidungen ein gutes Bauchgefühl zu haben und Risiken zu vermeiden, die man nicht mehr überblicken kann. Es gibt genug Beispiele in der Branche, wo das anders gelaufen ist – und die Folgen sind oft alles andere als angenehm.


Was treibt Sie trotz dieser Schwierigkeiten weiterhin in der Immobilienbranche an?


Für mich ist es vor allem der kreative Prozess und die Möglichkeit, Lebensräume zu gestalten. Das ist der Kern meiner Motivation. Natürlich spielt das wirtschaftliche Interesse auch eine Rolle, aber es geht um viel mehr: um das Schaffen von etwas Sinnvollem und die Freude an der Arbeit. Am Anfang steht oft eine entspannte Atmosphäre, wenn man mit den Architekten zusammensitzt und gemeinsam eine Planung entwickelt. Aber dann kommt die Phase der Umsetzung, und da steckt jede Menge Arbeit drin. Manchmal muss man dann auch klare Worte finden um die Qualität zu sichern. Das gehört einfach dazu.


Welche Rolle spielen große Unternehmen wie Siemens und DATEV für die wirtschaftliche Entwicklung der Region, und wie beeinflusst der Bau des neuen TU-Campus die Stadt Nürnberg langfristig?


Siemens ist wirklich ein wichtiger Player in der Region. Allein im Raum Nürnberg / Erlangen sind es rund 30.000 Arbeitsplätze, in Nürnberg selbst etwa 12.000. Das zeigt, wie zentral Siemens hier ist. Daneben gibt es natürlich auch andere Unternehmen wie DATEV, die als Softwarehaus und IT-Dienstleister eine starke Position haben. Insgesamt sieht man daran, wie sich Nürnberg von einer rein industriellen Stadt hin zu einem dienstleistungsorientierten Standort entwickelt hat. Die Technische Universität Nürnberg (UTN) baut einen komplett neuen Campus in der Nähe der Messe, und das wird eine umfassende Entwicklung des Stadtteils mit sich bringen. Dadurch wird die Gegend aufgewertet und zieht neue spannende Akteure an.


Was würden Sie jungen Bauträgern raten, die gerade erst in die Branche einsteigen?


Erfahrung ist hier das A und O. Es dauert einige Jahre, bis man genug Wissen gesammelt hat, um in Verhandlungen selbstsicher zu sein. Grundstücksverhandlungen sind eine Art Königsdisziplin, da geht es um viel Geld und Verhandlungsgeschick. Man muss sich das richtige Gespür erarbeiten und lernen, wie man Verhandlungen erfolgreich führt. Das dauert einfach seine Zeit.


Vielen Dank für das Interview, Herr Grasruck.


Sehr gerne.


GRASRUCK

Grasruck ist ein etabliertes Unternehmen im Immobiliensektor, das seit über 50 Jahren Wohnprojekte realisiert. Mit mehr als 4.000 gebauten Wohnungen und Häusern steht es für Qualität und Kundenzufriedenheit. Die Projekte zeichnen sich durch ausgezeichnete Architektur, modernes Interior-Design und ansprechende Gartengestaltungen aus. Dabei setzt Grasruck auf erneuerbare Energien und schafft von Beginn an klimafreundlichen Wohnraum.

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