Michael O. Schmutzer ist ein erfolgreicher New Work Pionier. Als Gründer von Design Offices hat er neue Maßstäbe für flexible Bürolösungen, Coworking Spaces und Meetingräume gesetzt. Seit 2020 ist er auf neuen Wegen in seiner Heimat Franken unterwegs und setzt dort innovative Visionen handfest in die Tat um. Wir haben ihn in seinem Studio in Neuhof an der Zenn getroffen.
Herr Schmutzer, Sie haben Design Offices gegründet und in Ihrer Position
als CEO über 50 Bürostandorte gestaltet. Was war dabei das zentrale Thema für Sie?
Ein zentrales Thema für mich ist schon lange die „inspirierende Atmosphäre“ in den Arbeitsumgebungen. Bei Design Offices habe ich das zum wichtigsten Markenkern gemacht. Die Räume, die ich schaffe, sollen Menschen inspirieren. Meine Stärke ist es, Gegensätze zu verbinden und durch kreative Ansätze Neues zu erschaffen. Und: Mut zum Unfertigen zu haben.
Wie gehen Sie dabei vor?
Ich beschäftige mich intensiv mit der Frage, wie wir bereits existierende Materialien und Strukturen neu nutzen können. Es geht nicht um das klassische „Upcycling“, sondern um echte Veränderung von Wertschöpfungsketten. Neubauten reizen mich weniger – ich arbeite lieber mit älterer Substanz, sehe das Potenzial in bestehenden Gebäuden und ergänze diese mit Materialien, die zum Ort und seiner Nutzung passen.
Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?
Vieles nehme ich aus Reisen, aus der Mode oder der Kunstkultur mit. Mir liegt es am Herzen, Materialien und auch Möbelstücke mit Geschichte und Langlebigkeit zu integrieren und mit besonderen Designstücken zu kombinieren. Zum Beispiel die Vintage-Tagungsstühle, auf denen wir gerade sitzen, die einfach weggeworfen werden sollten. Solche Stücke wiederzuentdecken und neu zu interpretieren, finde ich spannend. Es geht darum, der Raumgestaltung damit eine Seele zu geben.
Dieses Konzept haben Sie bereits mit Design Offices erfolgreich umgesetzt.
Können Sie uns etwas über Ihren Hammerhof, den Schwarzen Adler und den Gutshof Neun sagen?
Der Hammerhof ist für mich seit zehn Jahren ein persönlicher Rückzugsort und eine kreative Keimzelle für unsere New-Work-Orte im ländlichen Raum. Hier war es möglich, Ideen frei zu entwickeln und viel auszuprobieren. Heute ist der Hammerhof ein Lern- und Begegnungsort für eine lebendige Community mit Events und den Veranstaltungen der gleichnamigen Akademie, die meine Schwester Sabine Sauber 2024 gegründet hat. 2019 habe ich zudem ein altes Wirtshaus mit einem historischen Saal und einen alten Barockbauernhof im Ortskern von Neuhof entdeckt und gekauft. Bereits ein Jahr später wurden beide Objekte zusammen mit meiner Schwester unter unserer Marke Neue Höfe in Betrieb genommen. Die Konzeption und der Umbau vom „Schwarzen Adler“ und vom „Gutshof Neun“ waren weitere Meilensteine für mich. Eine wertvolle Aufgabe in der Zeit, in der ich mich aus der großen Organisation bei Design Offices zurückgezogen habe. Und eine wegweisende Richtung für mein heutiges Engagement für den ländlichen Raum. Der Schwarze Adler ist nun ein großartiger Ort für Kongresse und besondere Events. Der Gutshof Neun begeistert die Gäste mit der Macherscheune und der Obstwiese.
Herr Schmutzer, wie sind Sie dazu gekommen, gemeinsam mit Ihrem
Geschäftspartner Philipp Schneider den Betrieb der Orte aufzubauen?
Das Ganze begann eigentlich ganz simpel. Philipp war mein Nachbar, und als ich mich entschied, mich beruflich neu zu orientieren, sprachen wir darüber, gemeinsam etwas aufzubauen. Philipp hat mit uns den Schwarzen Adler, mit einem historischen Festsaal und individuellen Meetingräumen zu einem Tagungsort für das „Neue Arbeiten“ im ländlichen Raum in Süddeutschland entwickelt und das Haus inzwischen komplett übernommen. Zusammen mit dem Hotel Riesengebirge und dem Gutshof Neun – haben wir eine ideale Kombination geschaffen. Hier können wir Teams beim Arbeiten in ländlicher Atmosphäre unterstützen sowie Familien bei Festivitäten.

„Wir bauen im „Macherhof“ Gewerbeflächen speziell für Handwerker und Kleinbetriebe mit einem Fokus auf eine hervorragende Arbeitsumgebung.“
Außenansicht „Macherhof“
Wie sieht Ihre Arbeit heute aus?
Mit der Gründung von Studio Schmutzer habe ich mir einen langjährigen Traum erfüllt. Meine Leidenschaft für Möbel kombiniere ich mit der Gestaltung von kreativen Raumkonzepten. Die Kunden zu beraten von der Konzeption und Planung bis hin zur Umsetzung gut funktionierender Arbeitslandschaften macht mir viel Spaß. Ich genieße es, kreativ tätig zu sein, Innovationen zu kreieren und nicht nur Bestehendes zu managen.
Was war Ihre berufliche Ausgangslage vor Design Offices?
Bevor ich Design Offices gegründet habe, leitete ich eine Unternehmensberatung für Produktentwicklung in der Immobilienbranche. Mein Schwerpunkt lag auf sozialem Wohnungsbau. Unser Ziel war es, aus klassischen Plattenbausiedlungen echte Heimatorte zu machen. Ein Projekt, das mir dabei besonders im Gedächtnis geblieben ist, war die Umgestaltung eines ehemaligen Kasernenareals in Berlin, das wir zu einem Family-Wohnpark entwickelt haben. Die Vision, die wir schon vor 15 Jahren hatten, ist heute nach wie vor Wirklichkeit.
Welche Veränderungen sehen Sie in der Immobilienbranche?
Entscheidend ist für mich, dass Immobilien viel mehr als Gebäude sind. Sie müssen ein Produkt mit einer klaren Identität für eine eindeutige Zielgruppe sein. In der Vergangenheit wurde zu oft rein funktional gedacht. Aber heute, in einer Zeit der Wohnraumknappheit und steigender Anforderungen, muss man anders an die Sache herangehen. Es geht um mehr als Architektur – es geht um Identität, um Nutzerbedürfnisse und um eine gesellschaftliche Verantwortung.
Wie müssen wir die Immobilienbranche umdenken?
In dem wir uns beispielsweise von reinen Monostrukturen lösen und mehr Mixed-Use-Konzepte entwickeln. Wie der Trend zu sogenannten „Multi-Spaces“, wie ich ihn in Asien kennengelernt habe. Dort kombiniert man Museen, Hotels, Wohnhäuser und Supermärkte auf einer Quartiersfläche. Das war in der europäischen Immobilienbranche bisher kaum vorstellbar. Unter anderem aus steuerlichen und Finanzierungs-Gründen. Aber die Zeiten ändern sich, neue Ideen und Konzepte sind gefragt.
Auch im Hinblick auf New Work. Sie sind ja ein Pionier der „neuen Arbeit“.
Für mich besteht New Work aus vier Bestandteilen: Technologie, Menschen, Orte und Kultur. Die Digitalisierung verändert unsere Arbeitsweisen und damit auch die Orte, an denen wir zusammen arbeiten. Ein modernes Arbeitsumfeld muss heute viel flexibler sein und verschiedene Bedürfnisse abdecken. Das Büro ist nicht mehr nur ein Arbeitsraum, sondern vor allem ein Ort der Kommunikation und der Begegnung.
Sie entwickeln derzeit auch Gewerbeflächen für Handwerksbetriebe.
Wie sieht dieses Projekt aus?
Wir bauen im „Macherhof“ Gewerbeflächen speziell für Handwerker, Manufakturen und Kleinbetriebe mit einem Fokus auf eine hervorragende Arbeitsumgebung. Es geht darum, die Arbeitsorte so zu gestalten, dass sie für Menschen und die Unternehmen attraktiv sind und so gute Mitarbeiter angezogen werden. Das ist übrigens ein wichtiger Aspekt von New Work.

Wie sehen Sie die Entwicklung von Arbeitsorten für die Zukunft, gerade auch in ländlichen Gebieten?
In ländlichen Gebieten gibt es großes Potenzial, Arbeitsumgebungen für Handwerker und Kleingewerbetreibende zu schaffen. Deshalb entwickeln wir gerade mit dem „Kronen Bräu Areal“ im Nord-Osten von Nürnberg, eine alte Brauerei, die seit 15 Jahren leer steht. Dort wird ein moderner Arbeitsort mit einem Angebot speziell für Genussmanufakturen, Werkstätten und Kleinbetriebe entstehen. Ich sehe eine interessante Zielgruppe von Menschen in der Altersgruppe 50+, die vielleicht schon nebenher unternehmerisch tätig sind. Sie wollen ihre langjährige berufliche Erfahrung neu einbringen, eine Leidenschaft ausleben und vielleicht noch ein Hobby zum Beruf machen, statt direkt in den Ruhestand zu gehen. Diese Menschen suchen eine Möglichkeit, in dieser Lebensphase noch etwas aufzubauen und ein Geschäft zu entwickeln, das sie bis ins hohe Alter fortsetzen können.
Herr Schmutzer, warum sind „intakte Kulturen“ in ländlichen Regionen so wichtig?
Intakte Kulturen entstehen dort, wo Menschen eine enge Gemeinschaft bilden und die Möglichkeit haben, sich zu entfalten. Das ist besonders in Mittelstädten und Dörfern entscheidend, weil wir hier die Grundlage für ein gutes und gesundes Leben schaffen können. Es geht nicht um weitere Angebote wie Fitnessstudios, sondern um soziale Strukturen und Gemeinschaften, in denen Menschen sich aufgehoben fühlen. Da sehe ich ein großes Potenzial für Immobilien im ländlichen Raum. Alte Wirtshäuser sind für mich ein gutes Beispiel: Sie waren früher Orte des Austauschs und der Gemeinschaft. Wenn wir solche Orte wiederbeleben, schaffen wir Räume, in denen Menschen in einer zunehmend komplexen Welt Halt finden können und weniger vereinsamen.

Büro Studio Schmutzer

Sie sprechen oft von „grauem Gold“ und gebrauchten Baumaterialien.
Was steckt hinter diesem Ansatz?
Unter „grauem Gold“ verstehe ich Bestandsimmobilien, die wir nachhaltig nutzen und zukunftsfähig machen müssen. Es geht darum, mit dem zu arbeiten, was vorhanden ist, statt alles neu zu bauen. Mein Ziel ist es, im „Kronen Bräu Areal“ 85 % der Materialien aus gebrauchten Baumaterialien zu beziehen. Ich halte das für wichtig, nicht nur aus ökologischer Sicht, sondern auch, um die Geschichte der Gebäude zu bewahren. Mit der Substanz eines Hauses zu arbeiten, bedeutet, dass wir die vorhandenen Qualitäten erkennen und sinnvoll nutzen, anstatt gegen sie anzukämpfen.
Welche Konzepte lassen sich mit dieser Philosophie umsetzen?
Nehmen wir an, wir finden ein altes Hotel, das in seiner ursprünglichen Form nicht mehr funktioniert. Anstatt den gesamten Bau abzureißen, könnten wir es zu einem
modernen Wohnhaus für junge Menschen umgestalten. Oder bei alten Bürogebäuden: Vielleicht lassen sich durch den Abriss einiger Wände offene Produktionsflächen schaffen, die sich als Werkstätten für kleine Manufakturen eignen. Die Frage ist immer: Wie kann ich die vorhandene Struktur respektvoll weiterentwickeln und individuell gestalten.
Welche Bedeutung hat für Sie die Kombination aus Neubau und Bestandsnutzung?
Neubauten sind ja nicht grundsätzlich schlecht, aber ich setze meinen Schwerpunkt bewusst auf die Wiederbelebung alter Substanz. Es gibt so viele wertvolle Bestandsgebäude, die wir mit einem kreativen Ansatz neu denken können. Diese Kombination ist für mich eine spannende Herausforderung. Sie erfordert, dass wir uns intensiv mit dem Vorhandenen auseinandersetzen. Es geht darum, die Geschichte eines Ortes zu verstehen und ihm gleichzeitig eine neue Perspektive zu geben.
Vielen Dank, Herr Schmutzer, für diesen Einblick in Ihre Arbeit!
Danke Ihnen, es war mir eine Freude, darüber zu sprechen.
Michael O. Schmutzer
Neue Höfe, Studio Schmutzer


Veranstaltung im Schwarzen Adler

Neue Höfe schafft Räume, die Menschen in den Mittelpunkt stellen – Orte, an denen sie sich entfalten und wohlfühlen können. Sie verstehen, dass Innovation aus Momenten der Ruhe und Reflexion entsteht. Mit einem Fokus auf außergewöhnliche Architektur und inspirierende Landschaftsgestaltung entwickeln sie Arbeits- und Lebensräume für all jene, die das Besondere schätzen. Ihr Konzept vereint Effizienz mit Freude am Arbeiten und richtet sich an Menschen, die an die Ideen von New Work und den wertvollen Austausch in einer kreativen Gemeinschaft glauben.