Der Name Defet und die Marke da Vinci haben Nürnberg auch künstlerisch geprägt. Wir wollten mehr wissen über das Engagement und das Vermächtnis eines erfolgreichen und verantwortungsbewussten Unternehmens für die Kunst und sprachen mit Geschäftsführer Hermann Meyer.
Die niedrig stehende Sonne durchflutet den verglasten Eingangsbereich und lässt die dort befindliche Kunst in gleissendem Licht erscheinen. Wir haben eine Verabredung mit dem Geschäftsführer Hermann Meyer. da Vinci, ein weltweit bekannter Hersteller für hochwertige Künstlerpinsel, blickt auf eine lange Geschichte und Handwerkstradition zurück. Unter seiner Vertriebsleitung, zuständig im Unternehmen dafür seit 1990, hat sich da Vinci zu einem der führenden Spezialisten im Bereich Künstlerbedarf entwickelt. „Ich bin seit 39 Jahren bei den Pinseln zu Hause“, sagt Meyer. Er, der ursprünglich aus einer Familie im Buchbinderei- und Schreibwarenhandel stammt, fand seinen Einstieg durch eine damals unerwartete Gelegenheit. „Ich habe mich damals auf eine Anzeige beworben, die ich eigentlich für aussichtslos hielt: Ein Ehepaar suchte einen Juniorpartner für ihr Unternehmen.“ Heute, fast vier Jahrzehnte später, führt Meyer das Unternehmen als Geschäftsführer mit großer Leidenschaft und positivem Blick in die Zukunft: „Wir erweitern gerade unser Produktionsgebäude und werden so unsere Produktionsflächen verdoppeln.“
Die Verbindung von Tradition und Innovation ist bei da Vinci spürbar. Das Unternehmen hat 132 Beschäftigte und ist in zwei Bereiche aufgeteilt: eine traditionelle, handwerkliche Herstellung und eine moderne, maschinelle Produktion. „Wir haben hier praktisch zwei Fabriken unter einem Dach“, erklärt Meyer. „Eine, in der wir Pinsel noch wie vor 100 Jahren in Handarbeit fertigen, und eine maschinelle Produktion, die wir selbst aufgebaut haben. Wir sind die Einzigen, die auf diese Weise Pinsel herstellen.“ Dabei werden nicht nur Standardpinsel produziert; das Unternehmen ist auch bekannt für Spezialanfertigungen. „Wir machen bisweilen wirklich besondere Pinsel, wie etwa einen, der einmal speziell für den Künstler Gotthard Graubner angefertigt wurde.
Pinselhersteller und Kunstförderer
Besonders faszinierend ist die Geschichte von Meyers Mentoren, dem Ehepaar Marianne und Hansfried Defet, die mit ihrer Liebe zur Kunst nicht nur das Unternehmen da Vinci aufbauten, sondern auch die Kunstszene Nürnbergs nachhaltig prägten. Ihre Leidenschaft galt nicht nur den Pinseln, sondern auch der Förderung zeitgenössischer Kunst. In den 1960er-Jahren gründeten die beiden die Galerie Defet und errichteten neben dem Fabrikgebäude eine Galerie, um aufstrebenden und etablierten Künstlern Raum zu geben. „Es war ihnen wichtig, jungen Künstlern ein Forum zu bieten“, erinnert sich Meyer. „Sie wollten ihnen alle Möglichkeiten einräumen, ihre Werke einem breiten Publikum vorzustellen.“ Ein Höhepunkt dieser Engagements war das Symposium Urbanum in den 1970er Jahren. „Damals brachte Herr Defet internationale Bildhauer nach Nürnberg, um ein Bildhauer-Symposium zu organisieren“, erzählt Meyer. „Die Werke dieser Künstler stehen noch heute in Nürnberg und erfahren mittlerweile viel mehr Anerkennung als damals. Herr Defet war seiner Zeit voraus und scheute sich nicht, gegen Widerstände anzutreten, wenn es nötig war.“

Mit dem 1941 in Oberammergau
geborenen Konzeptkünstler Nikolaus Lang verband das Ehepaar Defet eine anregende Freundschaft. Ein zentrales Element in Langs Werk war die Verwendung von farbigen Erden. Während seiner Aufenthalte, insbesondere in Australien, sammelte er verschiedene Sand- und Ockerproben. Diese präsentierte er oft in Form von Bodenarbeiten, bei denen er die unterschiedlichen Farbtöne der Erde auf Porzellantellern anordnete oder zu Pyramiden schichtete. Diese Arbeiten zeigten die Vielfalt der natürlichen Farben und reflektierten die geologischen und kulturellen Besonderheiten der jeweiligen Regionen.
2006 erweiterten Marianne und Hansfried Defet dann ihr Engagement um neue Künstlerateliers sowie Werkstätten für Siebdruck und Restaurierung. Auch eine Kindermalschule wurde ins Leben gerufen, um Kunst bereits den Jüngsten nahezubringen und Kreativität zu fördern. Diese Initiative war Ausdruck ihres Wunsches, der Gesellschaft etwas zurückzugeben und die Kunstförderung breit aufzustellen. Nach dem Tod von Marianne Defet gründete Hansfried Defet das Marianne-Defet-Malerei-Stipendium zu ihren Ehren.
„Das Stipendium kommt jungen internationalen Künstlerinnen und Künstlern zugute und unterstützt sie dabei, sich in der Malerei zu verwirklichen“, erklärt Meyer. Die Verbundenheit von Marianne und Hansfried Defet zur Kunst zeigt sich nicht nur in ihren eigenen Projekten, sondern auch in ihrer Unterstützung öffentlicher Museen. Zur Eröffnung des Neuen Museums Nürnberg im Jahr 2003 schenkten die Defets dem Museum 130 Werke bedeutender Künstlerinnen und Künstler. „Diese Schenkung hat die Sammlung des Museums auf einen Schlag enorm bereichert“, berichtet Meyer. „Es war ihnen ein Anliegen, die Kunst auch auf diesem Weg zugänglich zu machen und dem Museum eine Basis zu geben, auf der es aufbauen konnte.“ Und Hansfried Defet führte dieses Engagement noch weiter fort. Anlässlich seines 90. Geburtstags im September 2016 schenkte er dem Neuen Museum Nürnberg erneut 50 Werke aus seiner Sammlung, die kurz darauf in der Ausstellung „DEFET Raum um Raum“ der Öffentlichkeit präsentiert wurden. „Diese Ausstellung war wie ein Vermächtnis“, erinnert sich Meyer. „Wenige Wochen später, am 27. Oktober 2016, verstarb Herr Defet. Seine Sammlung hat einen festen Platz in der Nürnberger Kunstszene gefunden und bleibt ein bleibendes Zeichen seiner Leidenschaft und Großzügigkeit.“
Meyer hat da Vinci über die Jahre international etabliert; heute beliefert das Unternehmen 80 Länder. Dabei arbeitet es eng mit traditionsreichen Partnern wie der Farbenfabrik Schmincke und dem Papierhersteller Hahnemühle zusammen. „Diese Partnerschaften sind sehr wichtig für uns“, sagt Meyer. „Wir teilen das gleiche Qualitätsverständnis und oft auch das gleiche Denken im Vertrieb. Es ist eine enge, strategische Zusammenarbeit.“ Diese Partnerschaften spiegeln die Werte des Unternehmens wider: Qualität, Beständigkeit und eine tiefe Verbundenheit zur Kunst und dem Handwerk.
Die nächste Generation ist schon bereit
Die Zukunft von da Vinci liegt auch in den Händen von Meyers Sohn Tobias und dem Großneffen Julian Rottner Defet, die bereits seit über zehn Jahren mitarbeiten und das Unternehmen mit derselben Leidenschaft in Zukunft weiterführen sollen. „Ich habe das Glück, zwei junge Leute mit mir in der Geschäftsführung zu haben, die die Leidenschaft für diesen Weg teilen.“ Meyer beschreibt das Unternehmen als „Spezialisten für den Spezialisten“ – eine Philosophie, die sich im kreativen Austausch mit renommierten Künstlern widerspiegelt. Auch wenn die spezifische Verwendung vieler Pinsel oft unentdeckt bleibt, ist es für Meyers Team eine besondere Freude, wenn Werke international bekannter Künstler mit ihren Produkten entstehen. „Unsere Mitarbeiter freuen sich, wenn sie erfahren, dass einer unserer Pinsel für ein Werk von Hockney oder Hirst verwendet wurde. Das ist schon etwas Besonderes.“

Handwerk, Tradition und Leidenschaft
da Vinci, das in Handarbeit und modernen Techniken gefertigte Pinsel anbietet, pflegt auch eine klassische Vertriebskultur. „Wir verkaufen ausschließlich über den Fachhandel“, erklärt Meyer. „Wir sind da sehr altmodisch orientiert.“ Ein bewusst traditioneller Weg, der den engen Kontakt zu Künstlern und Händlern ermöglicht. Für Hermann Meyer und sein Team ist dieser Ansatz mehr als nur Business – es ist eine Passion, eine Mission, die auf Lebensqualität und auf das „Leben und leben lassen“ in der Künstlermaterialbranche setzt. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass es in unserer Branche etwas familiärer zugeht“, sagt Meyer lächelnd. „Aber vielleicht ist das auch nur Einbildung.“
Besonders spannend ist für ihn das Feedback von Testern, die den Unterschied in der Qualität und Funktion der Pinsel detailliert beschreiben können. „Wir haben Testpersonen, die uns präzise Rückmeldungen geben. Das ist unschätzbar wichtig, weil wir uns auf Menschen verlassen müssen, die ehrlich sind und auch kritisieren, wenn etwas nicht stimmt.“ Diese enge Zusammenarbeit mit internationalen Testpersonen hilft da Vinci, kontinuierlich an der Qualität ihrer Pinsel zu feilen und Anpassungen vorzunehmen, wo sie nötig sind. Doch die Qualität der Rückmeldungen ist nur ein Teil des Erfolgs – ebenso entscheidend ist die Auswahl der Materialien, die in die Herstellung fließen. Meyer erklärt:
„Als ich anfing, bestanden 80 % unserer Pinsel aus Naturhaar und nur 20 % aus Kunstfasern. Heute ist es umgekehrt.“ Das teuerste Haar sei das sibirische Kolinsky-Rotmarder-Haar, das in der Aquarellmalerei als Nonplusultra gilt. „Das Haar ist so wertvoll wie Gold“, sagt Meyer. „Der Kilogrammpreis liegt bei bis zu 20.000 Euro.“ Die Auswahl und Verarbeitung dieses hochwertigen Materials erfordert größte Präzision und Erfahrung. Jede Menge wird genau berechnet, damit für jede Pinselgröße die optimale Menge an Schweifhaar verwendet wird – ein Schritt, der maßgeblich zur Qualität der Pinsel beiträgt. Doch die sorgfältige Materialauswahl ist nur der Anfang. Meyer beschreibt begeistert die besondere Technik und das Wissen, das in jeden einzelnen Pinsel einfließt: „Ein gutes Beispiel ist die Kapillarwirkung, die sicherstellt, dass die Farbe gleichmäßig abgegeben wird. Das ist eines der Geheimnisse unserer Herstellung – wie bei Coca-Cola“, sagt er augenzwinkernd. Die Techniken, die verwendet werden, um das Haar zu trocknen, zu mischen und zu formen, sind das Ergebnis jahrzehntelanger Erfahrung und Anpassung. „Viele verstehen erst, wie komplex das ist, wenn sie die Fabrik sehen und erkennen, wie viele Hände an einem Pinsel arbeiten.“
Das Atelier- und Galeriehaus Defet
Ein Herzensprojekt des Ehepaars Defets war schließlich die Gründung einer Stiftung, die Künstler unterstützt und Räume für Kreative schafft. Meyer erklärt: „Herr Defet sagte immer, wir müssen den Künstlern auch etwas zurückgeben.“ 2006 zog die da Vinci Künstlerpinselfabrik an ihren neuen Firmensitz am Tillypark. Das frei gewordene Gebäude in der Gustav-Adolf-Straße wurde daraufhin von Hansfried Defet umfassend renoviert und in ein Atelier- und Galeriehaus umgebaut. Am 1. Oktober 2006 wurde das Haus feierlich eröffnet, und damit wurde die Vision des Ehepaars Defet Wirklichkeit.
Ein markantes Symbol dieser Transformation ist die berühmte Kunst-Banane des Kölner Künstlers Thomas Baumgärtel, die das Gebäude als Teil eines weltweiten Netzwerks von Kunstorten kennzeichnet. Heute bietet das Atelier- und Galeriehaus Defet Raum für achtzehn Künstlern und Künstlerinnen, einen Stipendiaten, die Oechsner Galerie, einen Ausstellungsraum des Instituts für moderne Kunst, den Verein Fotoszene Nürnberg e.V., ein Atelier für Kinder und Jugendliche sowie eine Druckwerkstatt für Serigraphien. „Es ist ein lebendiger Ort der Kunst und Begegnung, der die Kreativität fördert und junge Talente unterstützt,“ beschreibt Meyer. Seit dem Tod von Herr Defet leitet er die Stiftung in seinem Sinne weiter. „Es war immer der Wunsch der Defets, Künstlern Raum und Möglichkeiten zu geben. Das liegt mir am Herzen, und es ist eine Ehre, diesen Auftrag weiterzuführen.“

da Vinci steht für erstklassige Pinsel, gefertigt in traditioneller Handarbeit und mit modernster Technologie. Das Sortiment umfasst eine breite Palette hochwertiger Pinsel für verschiedene Anwendungsbereiche – von Kosmetikpinseln über Künstler-, Hobby- und Schulpinsel bis hin zu Nail- und Dentalpinseln.