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Agil und bereit für
die Zukunft

CHRISTOF NELLEHSEN




Gespräch mit Christof Nellehsen, Dipl.-Ing. Architekt BDA und Partner bei aib, über Dörkens Competence Center Membranes in Hagen.



Herr Nellehsen, welche Vorteile bietet der integrale Ansatz von aib für Bauherren?


Von Anfang an setzen wir auf eine Kooperation aller Fachdisziplinen, um Projekte möglichst schnell und umfassend entwickeln zu können. Diese Arbeitsweise ist insbesondere deshalb zielführend, weil sie eine doppelte Bearbeitung von Projektthemen vermeidet. So werden bei jedem Projekt sämtliche Arbeitsprozesse gemeinsam mit den Experten des Auftraggebers untersucht, um eine optimale Baustruktur planen zu können. Dabei helfen uns digitale Planungstools, aus den Ansprüchen des Kunden und der Untersuchung verschiedener Szenarien das tragfähigste Konzept zu entwickeln. Auf diese Weise entstehen flexible Arbeitswelten, die ebenso auf komplexe Prozesse wie auf veränderte Anforderungen reagieren können und damit dauerhaft nutzbar bleiben.


Was lässt sich methodisch aus einem Projekt wie dem Neubau der Ewald Dörken AG lernen?


Eine empathische und auf den Menschen bezogene Arbeitswelt kann maßgeblich dazu beitragen, bestehende Abläufe zu optimieren und neue Arbeitsformen einzuführen. Ausgangspunkt sollte immer die Analyse des einzelnen Arbeitsplatzes und die Frage nach den jeweiligen Betriebsabläufen sein: Wer arbeitet mit wem zusammen? Welche Wege sind wichtig? Welche besonderen Arbeitsprozesse gibt es? Auf dieser Grundlage lässt sich die richtige Zusammenstellung und Anordnung von Flächen für Teamwork, Einzelarbeit und Regeneration finden, die den Strukturen im Unternehmen und den Bedürfnissen der Nutzer den richtigen Raum gibt.


Ein Ziel der Ewald Dörken AG für den Neubau des Competence Centers Membranes war die Förderung einer agilen Arbeitsweise. Wie hat aib diese Anforderung umgesetzt?


Unsere konzeptionelle Antwort auf diese Anforderungen ist ein dreiseitig gefasster Gartenhof, der an zwei Seiten durch den Neubau gefasst wird. Um den Gartenhof herum wurden alle mitarbeiterbezogenen Funktionen gebündelt, um die Kommunikation und den Teamgeist bestmöglich zu fördern. Außerdem sind so alle Arbeitsprozesse durch kurze Wege optimal miteinander vernetzt. Der Gartenhof ist für Pausen und mit einer bepflanzten Arbeitsinsel nutzbar. Für einen Industriestandort entstand aus dieser Konzeption und der spezifischen Lage des Werksgeländes somit ein Ort mit besonderer Identität.


Kommt die Gliederung der Gebäudefunktionen um den Gartenhof auch in der architektonischen Gestaltung zum Ausdruck?


Die räumliche Zonierung spiegelt sich in der Fassadengestaltung wider. L-förmig umschließt eine Fassade aus Streckmetall mit durchgehenden Bandfenstern den Gartenhof. Diese Fassade erinnert an ein leicht transparentes Gewebe und erhält durch die Hinterlegung mit einer Folie in resedagrüner Farbe eine räumliche Tiefe und Farbigkeit, die mit dem bepflanzten Hof in Dialog tritt. Die verwendete Folienkonstruktion ist ein Produkt aus dem eigenen Programm der Ewald Dörken AG.


Welchen Stellenwert hat die Materialität insgesamt für den Neubau?


Das Projekt will eine authentische Materialität schaffen. Die sichtbaren Oberflächen sollen von der Materialherkunft und den Bearbeitungsprozessen gewissermaßen „erzählen“. Die Materialwahl Sichtbeton und Metalloberflächen sowie die Profilierung der Fassadenflächen basiert dabei auf den üblichen Bauweisen des Industriebaus und wird architektonisch reflektiert. Gleichzeitig wird eine Hierarchie des Ausführungsstandards zwischen Produktion und Verwaltung vermieden.


Setzt sich dieses Materialkonzept auch im Inneren fort?


Die Innenarchitektur und Möblierungsplanung waren integraler Bestandteil der Planung von aib. Auch hier war eine authentische und möglichst natürliche Materialität leitend. Die Baukonstruktion aus Beton bleibt innen sichtbar und wird mit anderen Materialien, wie z.B. Holz kombiniert. Für Fenster, Wandverkleidungen und Teile der Möblierung wurde Fichtenholz aus heimischen Beständen eingesetzt. Das erfüllt zeitgemäße Anforderungen an kurze Lieferketten, an die Nutzung nachwachsender Rohstoffe und, im Fall der Fenster, einen (im Vergleich zu Konstruktionen aus Aluminium) geringen Energieverbrauch für die Herstellung.


Welche Entwicklungen sehen Sie zukünftig im Bereich Industriebau?


Unternehmen müssen heute sehr viel schneller auf Marktanforderungen reagieren können, als in der Vergangenheit. Die Produktion der Zukunft ist daher intelligent, wandelbar, effizient und vor allem nachhaltig. In Zeiten von Industrie 4.0 muss Architektur diesen Anforderungen mit flexiblen Lösungen vorausschauend begegnen. Dabei werden ehemals voneinander getrennte Funktionsbereiche zu räumlich stärker integrierten Lösungen neu kombiniert werden. Baustrukturen müssen zudem unterschiedlichen und wechselnden Anforderungen an ihre zukünftige Funktion und Nutzung gerecht werden. Nachhaltigkeit beginnt vor diesem Hintergrund damit, dass ein Gebäude dauerhaft genutzt und auch mit geringem Aufwand umgenutzt werden kann. Umnutzungskonzepte bestehender Bauten stehen bereits heute stärker im Blickpunkt als noch vor wenigen Jahren. Sicherlich wird künftig auch die Verwendung von CO2-neutralen Baustoffen eine wichtige Rolle spielen; so rückt der Baustoff Holz bereits heute verstärkt in den Fokus.


CHRISTOF NELLEHSEN

Das Competence Center Membranes optimiert die Produktion von Baufoliensystemen für den Weltmarkt und ermöglicht neue Geschäftsmodelle. Entsprechend dem damit verbundenen Innovationsanspruch wurde eine offene und vernetzte Arbeitswelt gestaltet. Aus der spezifischen Lage des Werksgeländes im nordrhein-westfälischen Hagen wurde ein Ort mit besonderer Identität entwickelt.

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