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Die Mischung macht es: neues Arbeiten und Leben.

Die Mischung macht es: neues Arbeiten und Leben.

Worklife Blending
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Philipe Vernin

Philipe Vernin

Dipl.-Ing. Architekt

Früher wurde gearbeitet, um ein schönes Leben zu haben – und zwar nach Feierabend. Doch auch die Arbeitswelt ist lebenswert. Um ihre Mitarbeiter zu motivieren reagierten viele Unternehmen darauf mit dem Versprechen, eine Work-Life-Balance zu ermöglichen. Es ging darum, die Mitarbeiter darin zu unterstützen Arbeit und Leben in Gleichgewicht zu bringen und auf eine ausgewogene Verteilung von Arbeits- und Freizeit zu achten. Neue Möglichkeiten der Organisation und Gestaltung von Arbeit haben nun ein weiteres Phänomen ans Licht gebracht: Das Zauberwort heißt ab sofort „Worklife-blending“.

Auch heute will jeder ein schönes Leben haben. Dass die Arbeit dabei von vielen bereits als integraler Bestandteil des Lebens betrachtet wird, wird zunehmend als Chance verstanden. Ein weiterer neuer Anspruch: Auch das Arbeiten soll schön sein, doch dazu bedarf es eines Tricks: Denn das Arbeiten wird nur dann schön, wenn es dem Leben stärker ähnelt. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten Konzerne emsig daran, Konzepte zu entwickeln, in denen Arbeit und Leben unmerklich ineinander übergeht. Der Begriff Worklife-Blending beschreibt dieses Phänomen und stellt für viele Unternehmen das neue Idealmodell der neuen Arbeitskultur dar. Ihre Devise lautet nicht mehr, die Arbeit mit ins Leben zu nehmen, z. B. ins homeoffice, sondern das Leben mit ins Büro zu bringen.

Für welche Generationen gestalten wir heute zukünftige Arbeitswelten? Welche unterschiedlichen Haltungen kommen zusammen und müssen Berücksichtigung finden?

Die Generationen Babyboomer, X, Y und Z treffen im Arbeitsalltag von Unternehmen mit sehr unterschiedlichen Werten und Lebenseinstellungen aufeinander. Das stellt Arbeitgeber vor die Herausforderung, auch in der Ausgestaltung der räumlichen Arbeitssituation und den Arbeitsumfeldern, sehr flexibel auf wechselnde Anforderungen reagieren zu können. Doch im Grunde liegt in dieser Herausforderung vor allem eine große Chance, denn jede Generation hat ausgeprägte Expertisen, die eigene Qualitäten mit sich bringen. Der Trick: Um einem Unternehmen das Potenzial einer jeden Generation im vollen Umfang zu erschließen, ist es von Vorteil die Bedürfnisse der anvisierten Arbeitnehmer auch in der Gestaltung der Architektur gezielt anzusprechen. Betrachtet man die Profile und Werte der einzelnen Generationen miteinander, fällt auf, dass das Phänomen Worklife-blending besonders in das Wertesystem der Generation Y passt (geboren in den 80er – 90er Jahren). Neben ihrer Leistungsfähigkeit steht sie für eine hinterfragende und sinnsuchende Haltung. Hinzu kommt, dass sich Menschen die man zur Generation Y zählt, bereits als „Digital Natives“ verstehen, weshalb ein müheloser Umgang mit modernen Kommunikationsmedien für sie selbstverständlich ist. Da die Nachfrage an hochqualifizierten Nachwuchskräften derzeit durchaus groß ist, werden sich Unternehmen bei der Gestaltung von Arbeitsplätzen in Zukunft jedoch einiges einfallen lassen müssen, um bei der Generation Y im “War for Talents” bestehen zu können.

Wenn wir das Leben ins Büro bringen

Genauso wie Eigenverantwortlichkeit bei flachen Hierarchien einen Job attraktiv macht, so drückt sich die räumliche Attraktivität einer Arbeitsumgebung durch einen flexiblen Charakter aus, der sowohl Orientierung als auch persönlichen Komfort bietet. Das heißt konkret: Ein Mitarbeiter, von dem ein hohes Maß an Selbstständigkeit erwartet wird, muss auch eine Umgebung vorfinden, die von Möglichkeiten zur Selbstbestimmung und Individualität geprägt ist. Das zeigt sich gleichermaßen in der Nutzerfreundlichkeit der funktionalen Gegebenheiten und im Unternehmensstil. Eine funktionierende Unternehmenskultur ermöglicht es, eine Unternehmensidentität bis in die Abteilungen zu tragen und dauerhaft spürbar zu machen. Das dazugehörige Design, in Form von Innenraum- und Interieurgestaltungen, verleiht Unternehmen einen Stil. Hier geht es um mehr als um Form und Farbe. Konsequent eingesetzt, kann ein gestalteter, flexibler und vielseitiger Lebens- und Arbeitsbereich Prozesse in Bezug auf Zusammenarbeit, Austausch und Kommunikation gezielt fördern.

Die Stadt wird neu gedacht: Arbeitsplatz inklusive

Im Bereich der Stadtplanung tauchen in jüngster Zeit immer öfter überaus extreme Visionen auf. Die "Morgenstadt", die unter anderem von Hans-Jörg Bullinger, Meinungsmacher vom Manager-Magazin, propagiert wird, ist eine davon. Vieles daran ist faszinierend: Städte, die Strom und Wärme selbst erzeugen, intelligente Verkehrslösungen und überall Gärten, die uns mit frischem Gemüse versorgen. Der Arbeitsplatz ist hier praktischerweise gleich mit integriert – autark und voll vernetzt. So finden z.B. Meetings und Konferenzen nur noch virtuell statt, ohne dass ein Mitarbeiter noch seinen Schreibtisch verlassen muss. Das geht noch ein Stück weiter als bei Google, wo sich die Mitarbeiter schon zum gemeinsamen Frühstück treffen und vielleicht auch das Wochenende zusammen verbringen. Hier lebt man gemeinsam.

Bedingungen für ein faires Miteinander kontinuierlich neugestalten

Mit der Zunahme vernetzter Strukturen am Arbeitsplatz scheint die Kontrolle über das Leben als Arbeitnehmer geringer zu werden. Doch das ist zunächst nur eine Annahme, die einem gesunden Maß an Skepsis entspringt. Die Wahrheit ist: Gegenwärtig herrscht sowohl auf Arbeitnehmer- als auch auf Arbeitgeberseite Verwirrung über die eigenen Einflusschancen im Zuge dieser Entwicklung. Der Knackpunkt beim Worklife-blending liegt am Ende wahrscheinlich in der Frage der Selbstbestimmung. Denn selbstverständlich kann Worklife-blending in Bezug auf unterschiedliche humane Ausgestaltungsmöglichkeiten langfristig kein Selbstläufer sein. Um ein faires Miteinander zu erzielen, müssen praktikable Grundlagen dafür geschaffen werden, dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber die Bedingungen der Zusammenarbeit kontinuierlich neugestalten können. Ganz so, wie es in funktionierenden menschlichen Beziehungen auch ist.

Die Chancen eines neuen Arbeitskonzepts nutzen

Ohne Zweifel wird das Phänomen Worklife-blending in Zukunft noch Fragen aufwerfen, die noch zu klären sein werden. Die positiven Aspekte überwiegen jedoch eindeutig. Gerade dann, wenn wir an zukunftsfähige Arbeitsplatzmodelle denken, die für selbstbestimmte und eigenverantwortliche Arbeitnehmer gemacht sein sollen. Unterm Strich: Worklife-blending bietet uns ein gigantisches Potenzial von Möglichkeiten, das unsere moderne Arbeitswelt flexibler, freudvoller und individueller macht.

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